Chaos. — Muss man chaotisch schreiben, um Chaos zu beschreiben?
Klare Sätze. — Die klarsten Sätze sind die unberechenbarsten, da ihre Klarheit auf nichts weiter beruht als auf schlichter Konvention.
Schreibwissen. — Man schreibt nicht über das, was man weiß, sondern man schreibt, um herauszufinden, was man weiß.
Analogien. — Wenn Jules Renard schreibt, seine Feder verbrannte das Papier wie ein feuriges Insekt, so stellen wir gleich drei Fragen: Wie ist der biologische Name dieses brandgefährlichen Insekts? Aus welchem Material ist die Feder, die beim Schreiben überhitzte? – »Und die dritte Frage?«, fragt Palim. — »Kommt gleich«, antworte ich und starte die explorative Suche.
Arbeitssucht:
Wörter an Wörter setzen.
Reihenfolge. — »Ich beginne nie mit Figuren. Ich beginne mit einer Situation, einem moralischen Fehler, und dann versuche ich herauszufinden, mit wem was geschieht.« Schreibt mir N. Er ist ein höchst attraktiver Schriftsteller, ein quicker Geist, eine agile Feder, ein präziser und witziger Formulierer, gebildet, wohlwollend und weltgewandt. Und dennoch ist er kein Bestseller.
Szene. — Er wiederholte sein Credo von der Vorläufigkeit allen Wissens. Dann verließ er den Zeitraum.
Autortipp: An jede Woche zwingend einen Schlusspunkt setzen.
Wie und Warum. — Nicht das momentane Wie bringt eine Sache auf den Punkt, sondern das andauernde Warum.
Literarische Figur. — Auf die Frage, wer Mr. Cashmore aus Henry James’ The Awkward Age ist, antwortete der Schriftsteller und Literaturtheoretiker William Gass: »Mr. Cashmore ist (1) ein Laut, (2) ein Eigenname, (3) ein komplexes System von Vorstellungen, (4) eine Betrachtungsweise, (5) ein Mittel der sprachlichen Organisation, (6) eine vorgebliche Referenzialität und (7) eine Quelle sprachlicher Energie.« Palim fragt Sie: »Auf wie viele Merkmale kommt Ihre Figur?«
Schreiben und Möhre. — Für Tom Hogdkinson, ein Freund des müszigen Lebens, ist das Schreiben eines Artikels genauso wichtig oder unwichtig, gut oder schlecht, wie das Ausgraben einer Möhre. Dieses autorische Credo erscheint uns als eine Art höherer Lebenskunst.