Lateinisch schreiben. — Wir sollten mehr in lateinischer Sprache schreiben. Denn im Lateinischen wird nicht gegendert. In dubio pro autorem – das klingt nicht nur sprachlich angenehm, sondern auch unverdächtig.
Wirtschaftsdeutsch. — »Damit die Energiewende ein Erfolg wird, müssen viele Weichen und Stellschrauben klug verzahnt werden.«
Trendbuch. — Wer ein trendiges Buch schreiben will, sollte es wie Kieran Setiya machen: »Ich habe mich bemüht, ein Buch zu schreiben, das Sie lesen können, während Sie auf einem Bein stehen: Ich habe Kürze den Vorzug gegenüber Vollständigkeit gegeben und unnötige Details weggelassen.«
— Kieran Setiya, Midlife. A Philosophical Guide. Princeton, 2017.
Musik zum Schreibbeginn. — Bevor ich meine tägliche Schreibsitzung beginne, höre ich Musik, die mich in die passende Schreibstimmung versetzt und auf den ersten Absätzen begleitet. Beispielsweise die Ouvertüre aus »The Wreckers« von Ethel Smyth oder das melodisch-luftige Klavierkonzert Op. 5 von Sigismund Thalberg.
Schreiben heißt, einen Gedanken in einen anderen Kopf bringen, so dass sich dort ein neuer Gedanke entwickelt. Das ist keine triviale Aufgabe.
Schreibprofil. — Man bestimme rechtzeitig, zu welcher Textsorte das Schreiben gehören soll: lyrisch, narrativ, symbolisch, bildhaft, diaristisch-autobiografisch, essayistisch-reflexiv, feuilletonistisch oder aphoristisch.
Schreibübung. — Stellen Sie Assoziationen zwischen folgenden Begriffen her: Glaspapier, Schreibpapier, Rostpapier, Seidenpapier, Postpapier, Packpapier, Zeichenpapier und Zeitungspapier.
Wandel der Form. — Ein Professor sagte, in jungen Jahren habe er lebendig, fesselnd und konkret geschrieben. Heute, nach Jahren der akademischen Praxis, beherrsche er die Kunst der Passivität, Unklarheit und Ablenkung.
Entdeckung einer Geschichte. — Jede Geschichte muss dreimal entdeckt werden: zuerst in der wirklichen Welt, dann im Werk des Autors, schließlich im Kopf des Lesers.
Argumentatives Schreiben. — Es hilft, den eigenen Standpunkt genauer zu betrachten, Ungereimtheiten aufzudecken und in völlig andere Richtungen zu denken.
Idea anonyma. — So wie kein Wort ein exaktes Synonym besitzt, kann keine Idee exakt interpretiert werden. Das kann ein Vorteil, aber auch ein gewichtiger Nachteil beim Schreiben sein.
Nicht im Stehen oder Gehen. — Ein Buch kann man nicht im Stehen oder Gehen schreiben. Es braucht Tisch und Stuhl, ein Dach über dem Kopf, ein Bett, um zu ruhen, Essen, um sich zu stärken, Trinken, um sich zu erfrischen und Bewegung, um die Gedanken zu schärfen.
Ziegelrot. — Undine Gruenter sagte, sie habe angefangen zu schreiben, um ein bestimmtes Ziegelrot an einer Mauer festzuhalten.
Kurze Sätze. — »Warum schreiben die Leute nur noch kurze Sätze?« — »Das hat ihnen das Internet beigebracht.« — »Also in dem Sinne von: Kurze Sätze, kurze Gedanken?« — »Richtig.«