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Bibliophilie und Bibliomanie Seite 2

Wo verläuft die Grenze zwischen Bibliophilie und Bibliomanie?
Der Mathematiker Jean-Baptist le Rond D'Alembert (1717 – 1783) formulierte ein Charakterbild des Bücherliebhabers so: »Die Liebe zu den Büchern ist nur in zwei Fällen lobenswert: einmal, wenn man richtig zu schätzen versteht, wieviel sie wert sind, wenn man sie als Philosoph liest, um Vorteil aus dem zu ziehen, was darin gut sein mag, und über das Schlechte, das sie enthalten, zu lachen; zum anderen, wenn man sie ebenso für die anderen besitzt wie für sich selbst und wenn man sie freudig und vorbehaltlos daran teilnehmen lässt.« Und den Bibliomanen, also denjenigen, der krankhaft Bücher sammelt, beschreibt er mit den Worten: »Im Allgemeinen verhält es sich mit der Bibliomanie – bei wenigen Ausnahmen – wie mit der Leidenschaft für Gemälde, Raritäten, Häuser: die, welche sie besitzen, erfreuen sich ihrer kaum.«

Bei der bibliomanischen Suchterkrankung, die ein medizinisches Krankheitsbild darstellt, lassen sich fünf Symptome beobachten (nach Stefanie Stockhorst, Lexikon Literatur und Medizin):

  • Die kontinuierliche Dosissteigerung mit Ausfällen im Bereich des Wählens und Wertens beim Bucherwerb.
  • Der Verlust der rationalen Kontrolle über die benötigte und realistisch nutzbare Menge an Büchern.
  • Der Verzicht auf Nahrungsaufnahme und Schlaf aufgrund der einseitigen Bücherfixierung (so dass bibliomanische Figuren in der Literatur entsprechend als blass, rastlos und abgemagert beschrieben werden).
  • Die Fortsetzung des Suchtverhaltens trotz negativer Folgen gesundheitlicher, sozialer und finanzieller Art.
  • Die Beschaffungskriminalität, um Bücher oder die dazu erforderlichen Geldmittel zu erlangen.

Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn.
— Erasmus von Rotterdam

Das Lesen von Büchern ist wie keine andere Beschäftigung geeignet, sich sowohl gut zu unterhalten als auch klug zu machen. In keinem anderen Medium findet ein Austausch von Ideen so unverfälscht und direkt statt, wie im Buch. Im Lesen erfahren wir Zeit für Ruhe und Tiefe – ein unschätzbarer und unersetzbarer Wert in unserer unruhigen Zeit. Und das Lesen bietet uns nicht einfach einen Zeitvertreib, sondern ein Eintauchen in fremde Welten und Kulturen des Denkens. Ob mit einer Bibliothek von vierhundert oder dreißigtausend Bänden im Rücken oder nur drei Büchern auf dem Tisch: Lesen begeistert, beflügelt und bildet.

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