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Exkurs

Sachbuch als E-Book

Das elektronische Sachbuch muss anders sein als das gedruckte Buch. Das digitale Sachbuch muss schlank und inhaltsstark sein. Eine als 1:1 portierte Version eines gedruckten Buches kann nicht erfolgreich sein.

Der Umgang mit digitalen Medien bringt ein neues Leseverhalten hervor: das beschleunigte Lesen. Die Erwartung des digital Lesenden ähnelt dem Sofortbild-Prinzip: Information erfassen, aufnehmen, verstehen, anwenden. Und das in möglichst kurzer Zeit.

Das monitorische Lesen
Das Lesen am Monitor befreit uns zwar davon, ein Buch mit den Händen halten zu müssen. Ein leichteres Lesen im Sinne einer besseren Aufnahme von Information bietet uns das digitale Lesen indes (noch) nicht.

Das monitorische Lesen ist von dem Wunsch getrieben, Information schnell und ohne Umwege zu erhalten. Das bedingt zweierlei: 1. eine dem neuen Leseverhalten angepasste Gestaltung und 2. ein lesefreundlicher Inhalt.

eBook: engl. elektronic book, elektronisch lesbares Buch, Digitalbuch;
pBook: engl. print book, gedrucktes Buch.

Leseverhalten und Gestaltung
Durch unsere digitale Arbeits- und Lesewelt werden wir immer mehr zu Schnell-Lesern. Wir lesen schon lange nicht mehr wort- oder zeilenweise. Wir versuchen, in einem Staccato ähnlichen, sprunghaften Lesestil aus dem Text die fücr uns wesentliche Information herauszufiltern. Wir mutierten zu grafisch orientierten Scannern.

Die Zeilenlänge beeinflusst, wie schnell wir lesen oder wie oft unser Lesefluss unterbrochen wird. Die Spaltenbreite einer typischen Tageszeitung von 50 bis 80 mm erscheint ideal; das erlaubt ein zügiges und gleichzeitig entspanntes Lesen. Wichtig ist eine Gliederung, die der Informationsaufnahme entgegenkommt. So sollte der Lesestoff optisch und inhaltlich sinnvoll durch Überschriften und sichtbare Absätze aufgeteilt sein. Das Auge kann dann kurz verweilen, sich entspannen, während das Gehirn das Gelesene im Kontext des vorhandenen Wissens verarbeitet. Buchseiten, deren einzige Gliederung in Kommas und Satzpunkten bestehen, sind für digitale Bücher ungeeignet.

Ferner: Digitale Sachbücher sollten effizient nutzbare Inhalts-, Stichwort- und Literatur-Verzeichnisse aufweisen, sonst verlieren sie ein wesentliches Kriterium. Ebenso sollten direkte, interaktive Links auf ergänzende oder weiterführende digitale Publikationen und nützliche Internet-Angebote verzweigen (die Betonung liegt hier auf nützlich).

Inhalt und Aufnahme
Digitale Publikationen verfügen nicht mehr über die »Seele« eines pBooks. Der Besitz- oder Stellenwert tendiert gegen Null. Vor allem im eBook-Sachbuch sieht der Leser schlicht eine Quelle der Information, kein Medium der Unterhaltung. Das hat die folgende Konsequenz: Ein auf ein Sachthema ausgerichtetes eBook muss nicht mindestens 200 Seiten umfassen, nur weil es die bisher übliche Kostenkalkulation so vorsah.

Wenn ein Thema bis zur Seite 128 umfassend dargelegt und vermittelt wurde, dann sollte auch bei Seite 128 Schluss sein. Nicht die schiere Inhaltsmenge entscheidet künftig über Kauf oder Nichtkauf eines eBooks. Entscheidend ist die inhaltliche Qualität, das punktgenaue Vermitteln von Kenntnissen und die Art und Weise, wie im Buch Wissen aufbereitet und gestaltet ist und es dem Leser vermittelt.

Keine Frage: Auch der Schreibstil muss sich den verändernden Lesegewohnheiten anpassen. Bandwurm- und Schachtelsätze sind für das eBook verboten. Sätze sollten kurz und prägnant formuliert sein. Weitschweifige Gedankenergüsse, die den Kern einer Sache nicht treffen, sind zu vermeiden; der digital Lesende wird sie nicht honorieren. Denn: Er wird geistig abschalten, vielleicht noch ein paar Seiten weiterblättern und hoffen, doch noch etwas Nützliches zu finden. Ist seine Geduld überschritten, wird er das eBook ohne weiteres Zögern im digitalen Nirwana verschwinden lassen. Das Buch wird seinen Zweck nicht erfüllen können. Der Autor schrieb vergeblich.

Die Devise für das digitale Sachbuch lautet demnach: Inhaltsstark sein. Das konkrete und präzise Ausrichten auf Sachinhalte schafft Möglichkeiten für zahlreiche neue eBook-Veröffentlichungen. Gleichzeitig bietet die geschilderte Herangehensweise mehr und lukrative Chancen für punktgenau denkende und schreibende Autoren.